Der Vagusnerv – Die geheime Schaltzentrale für Entspannung und Gesundheit
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- 12. März
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Aktualisiert: 15. März
Der Vagusnerv spielt eine entscheidende Rolle für unsere körperliche und mentale Gesundheit. Als zentraler Bestandteil des autonomen Nervensystems beeinflusst er nicht nur unsere Organe, sondern auch unsere Emotionen. Doch was genau ist der Vagusnerv, wie funktioniert er, und wie können wir ihn gezielt aktivieren, um Stress zu reduzieren und unser Wohlbefinden zu steigern?
Was ist der Vagusnerv?
Der Vagusnerv (lat. Nervus vagus) ist der zehnte Hirnnerv und erstreckt sich vom Hirnstamm bis zu verschiedenen Organen wie Herz, Lunge, Magen und Darm. Er sorgt für eine bidirektionale Kommunikation zwischen Gehirn und Körper (Porges, 2011).
Die Polyvagal-Theorie nach Stephen Porges: Zwei Äste mit unterschiedlichen Funktionen
Laut der Polyvagal-Theorie von Dr. Stephen Porges gibt es zwei Hauptäste des Vagusnervs:
· Den ventralen Vagusast, der mit sozialen Interaktionen und Entspannung in Verbindung steht. Er unterstützt den Parasympathikus und hilft uns, nach Stressmomenten wieder in einen Zustand der Ruhe und Regeneration zurückzukehren.
· Den dorsalen Vagusast, der für den „Shutdown“-Zustand verantwortlich ist, der bei extremer Überforderung oder Angst eintritt. Er ist evolutionsbiologisch älter und sorgt dafür, dass der Körper bei überwältigenden Reizen in eine Art Erstarrung oder Rückzug geht (Rosenberg, 2018)
Die Rolle des Vagusnervs im autonomen Nervensystem
Der Vagusnerv ist ein wichtiger Bestandteil des Parasympathikus, also des beruhigenden Anteils unseres autonomen Nervensystems. Er steht im Gegensatz zum Sympathikus, der für Stressreaktionen (Fight-or-Flight) verantwortlich ist. Ein gut funktionierender ventraler Vagusast hilft uns dabei, nach stressigen Situationen schneller in einen Zustand der Entspannung zurückzukehren (Kolacz & Porges, 2018).
Symptome eines schwachen ventralen Vagusasts
Ein dysfunktionaler ventraler Vagusast kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, darunter:
· Chronischer Stress und Angststörungen
· Verdauungsprobleme
· Herz-Kreislauf-Beschwerden
· Migräne und Spannungskopfschmerzen (Porges, 2011).
Wenn stattdessen der dorsale Vagusast überaktiv ist, kann dies zu Zuständen wie Antriebslosigkeit, sozialem Rückzug oder sogar depressiven Verstimmungen führen. Menschen, deren Nervensystem durch wiederholte Stressbelastungen auf diesen Ast umschaltet, erleben häufig Erschöpfung oder emotionale Taubheit (Porges, 2011).
Wie kann man den ventralen Vagusast aktivieren?
Die gute Nachricht: Wir können unseren ventralen Vagusast gezielt stimulieren und damit unser Stresslevel senken. Hier sind einige bewährte Methoden:
1. Tiefes Atmen: Langsames, bewusstes Atmen aktiviert den Parasympathikus und beruhigt das Nervensystem (Porges, 2011).
2. Singen und Summen: Diese Aktivitäten regen den Vagusnerv an, da er mit den Stimmbändern verbunden ist (Porges, 2017).
3. Gesunde Darmflora: Es gibt erste Hinweise darauf, dass sich Darmbakterien positiv auf die Stimmung und Angstzustände auswirken, teilweise durch den Einfluss auf die Aktivität des Vagusnervs (Breit, Kupferberg, Rogler & Hasler, 2018).
4. Ehrliches Mitteilen: Diese Methode hilft dabei, um innere Zustände in einer sicheren, verbindenden Weise auszudrücken. Sie basiert darauf, dass viele unserer psychischen Herausforderungen durch ungelöste Bindungs- und Entwicklungstraumata entstehen. Indem wir lernen, uns ehrlich und ohne Beschönigung mitzuteilen, kann sich unser Nervensystem regulieren und wir erfahren tiefere Verbundenheit mit anderen. Eine detaillierte Beschreibung findet sich im Buch „Der Vagus-Schlüssel zur Traumaheilung: Wie ´Ehrliches Mitteilen´ unser Nervensystem reguliert“ (Klein, 2022).
Fazit
Der Vagusnerv ist ein mächtiges Werkzeug zur Regulierung unseres körperlichen und mentalen Wohlbefindens. Ein gut funktionierender ventraler Vagusast ermöglicht es uns, in einen Zustand der Ruhe, Verbundenheit und Regeneration zurückzukehren. Wer seinen Lebensstil gezielt anpasst, kann langfristig von einem starken und gesunden Vagusnerv profitieren.
Quellen
Breit, S., Kupferberg, A., Rogler, G., & Hasler, G. (2018). Vagus nerve as modulator of the brain–gut axis in psychiatric and inflammatory disorders. Frontiers in psychiatry, 9, 44.
Klein, G. N. (2022). Der Vagus-Schlüssel zur Traumaheilung: Wie» Ehrliches Mitteilen «unser Nervensystem reguliert. GRÄFE UND UNZER.
Kolacz, J., & Porges, S. W. (2018). Chronic diffuse pain and functional gastrointestinal disorders after traumatic stress: pathophysiology through a polyvagal perspective. Frontiers in Medicine, 5, 145.
Porges, S. W. (2011). The polyvagal theory: Neurophysiological foundations of emotions, attachment, communication, and self-regulation (Norton series on interpersonal neurobiology). WW Norton & Company.
Porges, S. W. (2017). The pocket guide to the polyvagal theory: The transformative power of feeling safe (Norton series on interpersonal neurobiology). WW Norton & Company.
Rosenberg, S. (2018). Der Selbstheilungsnerv: So bringt der Vagus-Nerv Psyche und Körper ins Gleichgewicht. VAK Verlag.